Volkstrauertag: trauerst du?

von | Nov 15, 2021

Volkstrauertag: trauerst du?
 
Nein? Ich auch nicht, denn dieser Tag ist nicht der Tag an dem wir  dem Verlust von uns persönlich nahen Menschen nachspüren.
 
Traditionell treffen sich Menschen an Mahnmählern und erinnern sich, dass Menschen – ihnen meist persönlich fremde Menschen- gestorben sind.
 
Warum? 
Warum macht es Sinn, sich des Todes von uns meist fremden Menschen zu erinnern? 

All diese Menschen derer wir uns erinnern, sind nicht eines natürlichen Todes gestorben, es war auch kein Unfall der sie aus dem irdischen Leben entfernt hat. Sondern es war immer menschliche Schuld, die diese Menschen aus dem Leben gerissen hat.
z.B.  Krieg ist immer die Unfähigkeit unterschiedliche Ansprüche ohne Waffengewalt zu klären und dabei immer Schuld eines Kollektives (der Gemeinschaft, des Volkes), und ich gehöre ja dazu.
 
z.B. tötende Ausgrenzung
nicht nur die zwischenstaatliche Gewalt, auch innergesellschaftliche und -staatliche Ausgrenzungen die durch mein Volk betrieben wurde, war  tödlich für Millionen. Für Menschen die einfach anders tickten. Auch das ist die Schuld meines Kollektives, was nicht hingeschaut und erst recht nicht verhindert hat.
Ja – ich war nicht dabei, aber nur wenn ich Schuld als Solche  anerkenne, kann ich sie auch in der Gegenwart bei mir und uns erkennen.
 
Deshalb schaue ich auf die Soldat|inn|en die in Afghanistan waren und die, die in Mali sind. Ich denke an die Getöteten und an die an Körper und Seele verletzten und hier sind die Angehörigen eingeschlossen. Ich denke auch an die Menschen in Afghanistan die heute um Ihr Leben bangen weil sie unseren Soldat|inn|en halfen.
 
Aber ich denke dieses Jahr besonders an diesen jungen Mann der einfach das tat was ihm von meinem Kollektiv, meinem Volk befohlen war, das Tragen der Maske zum Schutz aller einzufordern und der deswegen erschossen wurde.
 
Da bleibt mir die Spuke weg, da trocknet mir der Hals aus und „mein Kamm beginnt zu schwellen“.
Aber das letzte ist schon wieder Schuld, – meine.
Deswegen lege ich lieber alles was mich traurig, und das was mich wütend macht vor meinen Gott, vor Jesus Christus hin. 
Er nimmt diese Gedanken auf, und meine unguten Gefühle ab, und  sagt mir – und wenn du willst auch Dir: Glückselig sind die, die Frieden stiften. Denn sie werden Kinder Gottes heißen. (Matth. 5,9) 
 
Stellst du, stelle ich mich jetzt mit an’s Mahnmahl hin?
Irgend wie ist es doch eine Überlegung wert, auch dort hinzugehen,  vielleicht ein „Statement“ gegen den Hass – ein „(Ein)-Stehen für den Frieden .
 
 
Dieter Blencke
Diakon In Merkendorf

 

Nächste Veranstaltungen

Spiritueller Spirituosen-Schmaus Pfrin. Antonia Pohler - Pfarramt Kalbensteinberg
Absberg: Rieterkirche Kalbensteinberg