KMD i. R. Alexander Serr: Kulturpreis der Stadt Gunzenhausen 2022

von | Nov 1, 2022

Ein Mann der Musik und der Bescheidenheit. Alexander Serr Der ehemalige Kantor in Gunzenhausen wurde mit dem Kulturpreis der Stadt ausgezeichnet.

GUNZENHAUSEN – Susanne Thorwart erinnerte im Februar 2012 beim feierlichen Gottesdienst zum Abschied von Kirchenmusikdirektor Alexander Serr an dessen Konfirmationsspruch: „Ich freue mich und bin fröhlich in dem Herrn, er hat mich mit den Kleidern des Heils angetan und mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet.“ Ein Text, wie „maßgeschneidert“ für Serr. Thorwart gehörte zu den treuen Wegbegleitern des knapp 37 Jahre lang in Gunzenhausen wirkenden Kantors. Mittlerweile ist eine Dekade vergangen.

Dies hinderte Gunzenhausens Bürgermeister Karl-Heinz Fitz und weitere kunstbeflissene Entscheidungsträger nicht daran, sich an das Schaffen des beliebten Kirchenmusikers zu erinnern. Mit der Verleihung des Kulturpreises wurden nun die Verdienste Serrs für die Altmühlstadt in angemessener Form gewürdigt. Zahlreiche Ehrengäste aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens nahmen daran teil, unter ihnen auch die aus Coburg angereiste Pfarrerin Susanne Thorwart. Zur Sprache kamen nicht nur die umfangreichen Tätigkeitsfelder des aus Albertshofen bei Kitzingen stammenden „Preisträgers“. Nein, ein wesentlicher Teil des Abends widmete sich dem Menschen Alexander Serr. Wer ihn näher kennenlernen durfte, hat wohl ausschließlich positive Erfahrungen gesammelt. Vor allem der permanente Kontakt mit völlig unterschiedlichen Zeitgenossen jedes Alters kam dem beruflichen und charakterlichen Leitbild Serrs entgegen. In diesem Kontext wird häufig von ihm gesprochen. Ruhig, angenehm zurückhaltend, freundlich, zuvorkommend, humorvoll, offen und stets gut gelaunt begegnet der vielseitig interessierte Unterfranke seinen Mitbürgern. Ging es aber um dienstliche Belange, vertrat der Kantor seine persönlichen Interessen und insbesondere die der Kantorei durchaus kämpferisch. Beharrlichkeit ist eine Tugend, konstatierte in seinem Festvortrag Landeskirchenmusikdirektor Professor Ulrich Knörr. So habe Serr mit Nachdruck den Orgelneubau in der evangelischen Stadtkirche St. Marien auf den Weg gebracht. Nach 30 Jahren zähen Ringens war 2007 das zwischendurch utopisch anmutende Ziel endlich erreicht, die „wunderbare Jann-Orgel“ konnte eingeweiht werden. An Motivation mangelte es nie. Alexander Serr sei immer vom alten Kindheitstraum inspiriert gewesen, mit Musik den Menschen Freude zu bereiten. Profession und Passion vereinten sich.

Ursprünge am Main

Seinen Ursprung fand der Werdegang des jungen Burschen im heimischen Albertshofen, geprägt von einer reichen Gottesdienstkultur und der mächtigen Barockorgel. Dem Orgelunterricht in Kitzingen bei den damaligen Stadtkantoren Walter Opp und Klaus Uwe Ludwig folgten die nächsten Stationen: Mit 16 Jahren D-Prüfung, Organist, Chorleiter und Mitbläser im Posaunenchor des Heimatortes, ab 1971 Studium der Kirchenmusik in Bayreuth, 1972 C-Prüfung, 1975 Kirchenmusikexamen und Stipendiat der Richard-Wagner-Stiftung, dann der richtungsweisende Schritt nach „GUN“. Dort trug die weitreichende Ausbildung schnell Früchte. Serr bereicherte die Gemeinde und das Umland mit enormer Vielfalt. Das Spektrum reichte von Orgelkonzerten über die Aufführung bedeutender Werke der Kirchenmusik (unter anderem das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach) bis hin zur Erteilung von Orgelunterricht und der Leitung verschiedenster Vokal- und Instrumentalgruppen. Hinzu kamen regelmäßige gottesdienstliche Chormusik und das vierstimmige Singen bei Beerdigungen. Des Weiteren brachte sich der Kantor unkonventionell im Posaunenchor ein und gründete den Flötenkreis „Flautissimo“ sowie das ökumenische „Taizé-Ensemble“. Er kümmerte sich mit Hingabe um die fundierte Ausbildung von zahlreichen Jungbläsern und Orgelschülern. Ohnehin lag Serr die Heranführung des Nachwuchses am Herzen, Kinder- und Jugendchor entsprossen seiner Initiative. Im kirchenmusikalischen Jahresangebot konnte jeder Interessierte das Passende für den individuellen Geschmack finden. Dazu gehörten stimmungsvolle Spitalkirchenkonzerte, „Orgelherbst“ und „Orgelvesper“, der populäre Veranstaltungsreigen „Klangvolle Sommerabende im Fränkischen Seenland“, „Heitere Musik zur Kirchweih“ und vieles mehr.

Ab 2008 KMD

Auch mit facettenreichen eigenen Kompositionen machte sich der Gunzenhäuser Kantor einen Namen. Sämtliche Mitwirkende sprechen heute noch voller Freude und Hochachtung über die gedeihliche Zusammenarbeit mit ihrem Mentor. Rathauschef Fitz macht keinen Hehl aus seiner Wertschätzung: „Die Musik, die uns Alexander Serr über viele Jahre geschenkt hat und bis heute schenkt, erschafft eine Brücke zwischen den Menschen.“ Die Berufung zum Kirchenmusikdirektor durch die Landeskirche 2008 sei der absolut verdiente Lohn gewesen. Noch dazu, weil der Experte auch im Ruhestand als Organist zu allerlei Anlässen gefragt ist.

„Kultureller Faktor“

Typisch, dass sich der soeben Geehrte zu den Lobeshymnen in gewohnter Bescheidenheit äußerte. Ihm sei es nie darum gegangen, „aufs Podest zu steigen und den Applaus der Menge einzuheimsen“. Im Gegenteil: Die Position am Dirigentenpult habe er als „notwendiges Übel“ in Kauf genommen, nur dadurch konnten ein Weihnachtsoratorium oder Mozart-Requiem aufgeführt werden. Die Verleihung des 2. Kulturpreises der Stadt Gunzenhausen nehme er stellvertretend entgegen „für die vielen Menschen, die durch ihr Musizieren in Chören, in Instrumentalensembles, als Organisten, aber auch als Sponsoren und Förderer die Kirchenmusik in Gunzenhausen und darüber hinaus ermöglicht und zu einem kulturellen Faktor gemacht haben“.

Serr bedankte sich bei den Repräsentanten der Stadt für ihre vorbildliche Unterstützung über die Jahrzehnte hinweg. Er selbst verstehe sich im Sinn einer saloppen Formulierung des Komponisten Max Reger als „Akkordarbeiter, der einfach seine Arbeit tut“. Musikalisch begleitet wurde die Feierstunde vom Posaunenchor Gunzenhausen unter der Leitung von Sabine Fischer-Kugler, der Kantorei der Stadtkirche mit Bernhard Krikkay an der Spitze sowie Professor Ulrich Knörr, Sebastian Pfahler und „per Videoschalte“ Florian Schachner. Beim anschließenden Stehempfang im Foyer der Stadthalle gab es noch einiges zu erzählen – im Mittelpunkt stand selbstverständlich Alexander Serr.

Quelle: Altmühl-Bote Gunzenhausen, Ausgabe 01.November 2022 ©  Text: Ulli Gruber, Altmühl-Bote  ©  Foto: Horst Kuhn

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