08. Juli 2022 Windsbacher Knabenchor zu Gast

von | Jul 13, 2022

Große Chor-Kunst zum Abschied

Windsbacher Der Leiter des Ensembles wechselt zum Dresdner Kreuzchor.

VON ULI GRUBER

GUNZENHAUSEN – „Frohlocket ihr Völker auf Erden und preiset Gott!“, lautet die richtungsweisende Eingangstextzeile in der Motette für achtstimmigen Chor aus den „Sechs Sprüchen zum Kirchenjahr op. 79, Nr.1“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Nicht nur den Menschen in den Gottesdiensten dient diese Aufforderung weltweit als Leitsatz zur Bekräftigung ihres Glaubens, auch in der vielschichtigen Interpretation sakraler Vertonungen ist das „Jubilieren“ allgegenwärtig. Selbstverständlich bereichert diese eher romantische Form des Gotteslobs auch das Repertoire des Windsbacher Knabenchors. In der evangelischen Stadtkirche St. Marien begeisterten die Kinder und Jugendlichen des fränkischen Vorzeigeensembles unter der Regie von Martin Lehmann ihr Publikum aber nicht nur mit geistlichen A-cappella-Werken. Gesungen wurden auch zeitgenössische Stücke sowie eine Auswahl an populären Volks- und Kunstliedern.

Die Buben haben es drauf

Die Windsbacher Buben – schon mehrmals in der Altmühlstadt zu Gast – sind eigentlich über jegliche Kritik erhaben. Sie überzeugen mit einer wohltemperierten Klarheit, hoher Ausdruckskraft, technischer Präzision und enormer gestalterischer Flexibilität. Unterschiedlichste Genres stellen scheinbar keine Hürden dar. Ob Wanderlied oder eine fast philosophische Karikatur der „Musik“ – die Hochbegabten haben es drauf! Dabei ist die Handschrift ihres Dirigenten stets nachvollziehbar. Ein beeindruckendes Spektrum an Klangfarben erfüllt den ehrwürdigen Kirchenraum, verziert mit feinem Humor, hör- und erkennbarer Freude sowie stimmlichen Glanzlichtern. Die Kirchenbesucher sind mit Leib und Seele dabei. Wie könnte es auch anders sein bei Klassikern wie „Das Wandern ist des Müllers Lust“, „Mein Mädel hat einen Rosenmund“ oder „Muß i denn zum Städtele hinaus“. „Nun danket alle Gott“ von Johann Hermann Schein steht sinnbildlich für den Hörgenuss in diesem schönen Sommerkonzert. Zwischendurch präsentiert Kirchenmusikdirektor Bernhard Krikkay faszinierende Kostproben seines musikalischen Schaffens an der Jann-Orgel. Pfarrer und Hausherr Claus Bergmann erteilt den Segen, Josef Rheinbergers „Abendlied“ im Stereosound zum Abschluss ist ein wahrer Balsam für die Ohren.

Die Protagonisten sind dankbar für den überschwänglichen Applaus. Allen voran Chorleiter Martin Lehmann. Er durfte in Gunzenhausen zahlreiche Hände schütteln und Glückwünsche entgegennehmen. Der Dresdener verlässt nach zehn überaus erfolgreichen Jahren seine bisherige Wirkungsstätte und übernimmt ab 1. September 2022 den international ebenso renommierten Kreuzchor in seiner Heimatstadt. Lehmanns Nachfolge in Windsbach tritt der aus Leipzig stammende Sänger und Chordirigent Ludwig Böhme an. Über die Gründe des Wechsels ist nicht nur in den Medien viel spekuliert worden. Von nur unzureichender Unterstützung durch die Evangelische Landeskirche war die Rede, Lehmann selbst hält sich bedeckt. „Kalter Kaffee“, meint auch Konzertmanagerin Claudia Brinker. Der Blick müsse sich jetzt nach vorn richten, mit Ludwig Böhme beginne eine neue Ära. Darauf freuen sich auch die Freunde des Chors in Gunzenhausen. Hoffentlich gibt es unter neuer Führung ein baldiges Wiedersehen!

Der auch in den großen Konzertsälen weltweit etablierte Windsbacher Knabenchor begeisterte in St. Marien mit geistlichen und weltlichen Werken sein Publikum  (Foto: Horst Kuhn)

Quelle, Altmühl-Bote Gunzenhausen © Text: Uli Gruber, Altmühl-Bote ©Foto: Horst Kuhn

 

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