Ein Wort zum Ewigkeitssonntag

von | Nov 18, 2022

Gedanken zum Ewigkeitssonntag von Dekan Klaus Mendel:

Seelische Grundstimmungen von uns Menschen werden in den verschiedenen Stationen des Kirchenjahres gut widergespiegelt. Die Trauertage fallen demnach passend in die zwischen Morgen und Abend kürzer werdende Zeit. Das Kirchenjahr endet mit dem Ewigkeits- oder Totensonntag. Er ist dem Gedenken unserer Verstorbenen gewidmet.

Die Religionen antworten auf die Frage nach dem Tod sehr unterschiedlich. Viele Menschen fürchten das Sterben und letztlich auch den Tod in seiner vermeintlichen Endgültigkeit. Das Abschiednehmen von unseren Lieben ist vielfach mit schmerzhafter Trauer und einer schleichenden Vereinsamung verbunden. Wir sortieren Bruchstücke, spüren Sehnsucht, gehen Wege durch Trümmerfelder. Im Neuen Testament findet sich eine absolut neue und radikale Aussage: Die Macht des Todes sei durch Jesu Leiden und Auferstehung gebrochen. Damit wird neben der Trauer, der Erinnerung und dem Innehalten an diesem Tag durch diese Botschaft das Zeichen einer herrlichen und unumkehrbaren Hoffnung gesetzt.

Im Apostolischen Glaubensbekenntnis, einem der ältesten christlichen Glaubenstexte, bekennen Christen ihren Glauben an „die Auferstehung der Toten und das ewige Leben“. Ich warne vor einer Verharmlosung des Sterbens und des Todes durch wilde Spekulationen über ein Weiterleben nach dem Tod. Aber ich darf wissen, dass die Geschichte Gottes mit uns Menschen auch nach dem Tod weitergehen wird. In der Bibel steht der Begriff Ewigkeit für die alle Zeiten umfassende Allmacht Gottes. Alle Zeit steht in Gottes Hand. Die Endlichkeit des Menschen und die Ewigkeit Gottes werden durch Jesus Christus miteinander in Bezug gebracht. Menschliche Lebenszeit erhält eine neue Qualität und eine zukünftige Perspektive in Gottes Ewigkeit.

C.F. von Weizsäcker sprach von der faktischen Vergangenheit und der möglichen Zukunft. Vergangenheit und Zukunft seien demnach eine Bedingung für die Möglichkeit von Erfahrung. Es ist unmöglich über Zeit und Ewigkeit nachzudenken, ohne von der Empfindung menschlicher Begrenztheit überwältigt zu sein. Was ist eigentlich Zeit? Etwa die Methode der Natur, zu verhindern, dass alles auf einmal passiert?

Ich spreche bei Beerdigungen oft davon, dass wir als Trauernde um unsere Lieben uns eine „Offenheit nach vorne“ bewahren sollten. Diese Offenheit nach vorne darf ihr Fundament auf die biblischen Aussagen zu Zeit und Ewigkeit berufen. Jenseits der Todesschranke gibt es keine Zeit mehr. Die Zeit zerbricht an der Ewigkeit. Die Zeit verliert ihre Endlichkeit.

Ich habe in meinem Leben erfahren können, dass meine beschränkte Lebenszeit ihre Geborgenheit erhält durch den Tod und die Auferstehung Jesu. Mit seinem Tod und seiner Auferstehung ist der Tod tot bis in alle Ewigkeit. Damit wir uns richtig verstehen: Ich habe geweint um meine Lieben und ich werde es zukünftig tun. Aber ich halte in der Trauer fest an Jesus Christus. Dazu lade ich Sie ein. So schreibt der Apostel Paulus über unsere Hoffnung im Brief an die Gemeinde in Rom: “Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist.“

Ich wünschte, es möge sich Ihnen schon jetzt in sanften Konturen ein neuer Himmel und eine neue Erde zeigen. In Umrissen und wahrscheinlich nur verschwommen. Aber der Tag kommt, an dem wir ganz klarsehen.  Das glaube ich – gegründet auf Jesus Christus – wirklich.

Ihr Dekan Klaus Mendel, Gunzenhausen

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