Augenblick mal!
Im Gegensatz zur Fastenzeit, die immer gleich lang dauert, ist die Dauer der Adventszeit unterschiedlich lang. Sie beginnt an einem Sonntag und endet fix am 24. Dezember. Advent beginnt also exakt vier Sonntage vor dem 1. Weihnachtstag am 25. Dezember. Somit ist der frühestmögliche Beginn demnach der 27. November und der spätmöglichste am 3. Dezember. Als Christen bereiten wir uns in dieser Zeit auf die Geburt von Jesus vor – also auf Weihnachten. Auch das neue Kirchenjahr beginnt mit dem ersten Adventssonntag.
Die Lichter leuchten auf den Straßen, die Kerzen werden auf dem Adventskranz brennen. Das Jahr neigt sich wie mein Leben. Ich staune nur, wie anders es war. Öfters als sonst haben meine Zweifel und Ängste nicht geschwiegen. Werden sie jetzt in ruhigere und stillere Bahnen gelenkt? Vieles ist jetzt anders als vor einem Jahr, manches was geplant und überlegt war, wurde und wird laut oder in der Stille wieder verworfen. Ein seltsames Jahr und damit auch eine seltsame Adventszeit. Eine Zeit, in der wir uns üblich auf die Suche nach Ruhe und Besinnlichkeit machen. Aber wieviel Entschleunigung vertragen wir noch? Andere wiederum sehnen sich genau danach, weil sie in diesen Zeiten sowohl beruflich als auch in der Familie besonders gefordert wurden und werden. Unser Lebensradius, unsere Lebenstage mit Leuchten, Glut, Nebel, Regen Lachen und Weinen und Müd-sein, ja, fast alles war anders als gedacht.
In der Adventszeit werden ältere Menschen öfters besucht, Familien kommen zusammen. Als sehen wir die Welt mit anderen Augen. Weine Zeit, in der sich Menschen sehr nahe sind und sich wohlfühlen. Adventszeit, Zauber auch des Augenblicks. Adventszeit als Zeit der Öffnung, eine Zeit, die uns entdecken lässt, wo unsere Sehnsüchte versteckt sind. Diesmal Rückzug und, Abstand. Keine Ignoranz, aber die soziale Komponente muss kleingeschrieben werden. Rücksicht auf den anderen nehmen indem wir uns von ihm distanzieren, zumindest was die unmittelbare und so dringend notwendige und erhoffte Nähe anbelangt. Welche Entscheidung ist die Richtige in der großen Welt und in meiner kleinen? Wem ist zu trauen, an wen kann ich mich wenden? Laut oder leise.
Die in diesem Jahr zauberhaft geschmückten Räume und Städte, trotz und gerade wegen fehlender adventlicher Attraktionen, ersetzen kaum das Gewohnte und Ersehnte. Wie wäre es, wenn der Blick zurück uns dennoch nach vorne bringt? Wenn wir uns finden würden und nicht verloren gehen? Wir werden lernen, das hört nie auf. Leben wird aufhören, doch nie das Lernen. Und was haben wir nicht alles gelernt in dieser Zeit.
Seltsame Zeit, nur DU – Gott – willst nach unten. Meine Güte, was gibt es da schon zu sehen? Wie bitte? Ach so: dich und mich.
Offen für die Zukunft ist irgendwie so wie offen für Gott. Adventszeit ist gerade in diesem so ganz anderen Jahr eine Zeit der möglichen Gottesbegegnung. Mancher, vielleicht sogar ein paar mehr als sonst, mögen bei sich einkehren und die Botschaft von Neuem lesen, die fast jede kennt. ER wird Mensch. SEINE Hand hält mich. Ich bin offen für die Zukunft und somit offen für Gott in Jesus Christus.
Und so schreibe ich Ihnen alle letztlich mit den Worten aus der Bibel: „Siehe dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer“ ( Sacharja 9.9).
Eine in diesem Sinne für Sie gesegnete Adventszeit in einer besonderen Zeit wünscht Ihnen
Ihr Dekan Klaus Mendel, Gunzenhausen