Diana Leickert verlässt KiFaZ Wilhelm-Löhe

Viele Tränen und ein Fünfer im Lotto
Abschied: Die langjährige Leiterin Diana Leickert verlässt das inklusive Kinder- und Familienzentrum Wilhelm Löhe in Gunzenhausen.

GUNZENHAUSEN – Unter ihrer Leitung wandelte sich der Kindergarten Wilhelm Löhe in den vergangenen 20 Jahren zu einem inklusiven Familienzentrum. Nun verlässt Diana Leickert die Einrichtung. Mit dem „Altmühl-Boten“ hat sie über ihre Gründe gesprochen.
Als Diana Leickert Anfang Januar 2003 ihre Stelle antrat, erlebte sie gleich ihre ersten Baustelle: Ein Personalzimmer wurde an das Gebäude im Föhrenweg 2 angebaut. Schon im Frühjahr übernahm sie die kommissarische Leitung des Kindergartens, da ihre Vorgängerin eine Kinderkrippe in der Schlesierstraße aufbaute. Im September bekam Leickert dann die Leitung übertragen. Ihre erste offizielle Amtshandlung, erinnert sie sich noch gut, war die Einweihung des Anbaus.
Schon damals besuchten 85 Kinder den Wilhelm-Löhe-Kindergarten. Aufgeteilt in drei Gruppen wurden sie von insgesamt neun Mitarbeiterinnen betreut. Mittlerweile sind 143 Kinder angemeldet, sie sind in neun Gruppen – drei in der Krippe, sechs im Kindergarten – aufgeteilt. Der Mitarbeiterstab ist auf rund 45 angewachsen. Entsprechend groß ist der beeindruckende Dienstplan, der in Leickerts kleinem Büro hängt.
Schritt für Schritt vergrößert
Entsprechend gewachsen ist auch die Einrichtung: 2006 erhielt die Krippe einen Neubau direkt neben dem Kindergarten, der Rundbau wurde 2007 eingeweiht, seitdem hat Diana Leickert die Gesamtleitung inne. 2010 rückten wieder die Bagger an, diesmal wurde ein vierter Gruppenraum am Westflügel angebaut. Schon damals „haben wir inklusiv gearbeitet“, blickt Leickert in einem gemütlichen currygelben Sessel sitzend zurück.
Schnell platzte die Kindertagesstätte wieder aus ihren Nähten und nach langem Ringen war klar: An einem großen Um- und Neubau führt kein Weg vorbei. Doch kaum war die runderneuerte und perfekt auf die Bedürfnisse des Nachwuchs ausgerichtete Einrichtung im Januar 2020 eingeweiht, musste sie auch wieder schließen: Das Land wurde wegen der Pandemie in einen ersten Lockdown geschickt.
Eine heftige Zeit. „Wir haben geguckt, dass wir die Kinder so schnell wie möglich zurückholen“, erzählt Leickert, zumal viele „ihrer“ Familien in sehr beengten Verhältnissen leben. Ein Kraftakt war es dann aber auch, das Kinder- und Familienzentrum wieder zum Laufen zu bringen.
Denn in den schönen und behaglich eingerichteten Räumen findet weit mehr statt als Kinderbetreuung. Die Pfadfinder haben hier ebenso ihr Domizil wie ein offener Senioren-Treff und es gibt Freizeitangebote für Schulkinder. Krabbelgruppen kommen zusammen, Frauen handarbeiten in der „Rockenstuben“ oder nehmen am Beckenbodentraining teil. Dazu kommen noch viele Beratungsangebote. „Wir sind ganz breit aufgestellt“, erläutert die Fachfrau. Das nach Corona wieder hinzubekommen, „hat sehr viel Kraft gekostet“.
Ganz nebenbei hat sich die Einrichtung auch noch erfolgreich um den Kita-Preis beworben. 2022 wurde sie zu einer der zehn besten Kitas in Deutschland gekürt.
Zwei Studien absolviert. Und ebenso „nebenbei“ hat Diana Leickert in dieser Zeit noch zwei Studien an der Fernuni Koblenz absolviert: Sie hat zwischen 2009 und 2012 den Bachelor in Bildungs- und Sozialmanagement gemacht und sattelte noch ein Masterstudium in Kindheits- und Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt Management und Beratung obendrauf, das sie 2017 abschloss. Das alles berufsbegleitend und überwiegend online. Auch das kräftezehrend, doch hier hat sie nach eigenen Worten das „Handwerkszeug“ erhalten, um ihre ständig wachsenden Aufgaben zu bewältigen.
Wobei sie großen Wert darauf legt, dass sie das ohne ihr ganzes Team nicht hätte leisten könne. Es habe immer hinter ihr gestanden und mitgezogen. Nicht zuletzt auch beim Thema Inklusion. Das durchzusetzen, das sei manchmal gewesen, als kämpfe man wie „Don Quijote gegen Windmühlen“.
Doch warum geht die rührige Leiterin ausgerechnet jetzt, wo sich die Einrichtung konsolidiert hat und sie die Früchten ihrer Arbeit genießen könnte? „Ich gehe meinetwegen“, sagt Leickert, „nicht, weil es Probleme gibt“. Und gleich darauf wird auch klar, warum sie dabei so zufrieden guckt. Mit Anfang 50 wolle sie sich noch einmal verändern, weiterentwickeln und sehen, wo sie auf anderen Ebenen etwas im Kitabereich bewegen könne. Das KiFaZ laufe jetzt gut und komme auch ohne sie klar.
Und dann hatte die 51-Jährige quasi „einen Fünfer im Lotto“. Sie hatte bereits gekündigt und noch nicht gewusst, wie es weitergeht, da bot sich ihr eine einmalige Chance: Der Bundesverband Katholischer Kindertageseinrichtungen suchte eine Referentin für frühkindliche Bildung im Bereich Grundsatzfragen und Qualitätsmanagement. „Unglaublich“, freut sich Diane Leickert immer noch sehr, dass die Stelle zu diesem Zeitpunkt frei wurde – und sie unter den vielen Bewerbungen den Zuschlag erhielt.
Arbeit im Homeoffice
Sie wird ab und an in Freiburg, wo der Bundesverband seine Geschäftsstelle hat, und in Berlin etwa bei Fachkongressen, tätig sein, die Hauptarbeit wird aber von daheim aus im Homeoffice möglich sein. Deshalb kann sie auch in Gunzenhausen wohnen bleiben. Es geht bei ihrer künftigen Arbeit um grundsätzliche Fragen zur Zukunft der Kinderbetreuung, Kinderrechten, Herausforderungen wie den Fachkräftemangel oder auch die Tatsache, dass in den geltenden Tarifverträgen keine Lohngruppe für Akademiker und Akademikerinnen vorgesehen ist.
Diana Leickert sieht ihren neuen Aufgaben frohen Herzens entgegen. Der Moment aber, als sie ihrem Team mitteilte, dass sie das Haus verlassen wird, „war schlimm“. Es habe viele Tränen gegeben, mittlerweile aber freuen sich alle für sie.
Ihre Stelle wurde ausgeschrieben – erfolglos. Es gab keine einzige Bewerbung. Nun wird es wohl eine interne Lösung auf mehreren Schultern verteilt geben. Der muss allerdings noch der evangelische Kirchenvorstand zustimmen.
Noch bis 27. Juli kümmert sich Diane Leickert – wie gewohnt mit vollem Einsatz – um ihr Kinder- und Familienzentrum und wird in dieser Zeit ihre Nachfolgerinnen einarbeiten. Danach „bin ich dann weg“, sagt die 51-Jährige und lacht fröhlich.

Quelle: Altmühl-Bote Gunzenhausen, Ausgabe 15.07.2023
© Text und Foto: MARIANNE NATALIS