Festgottesdienst: „1200 Jahre Gunzenhausen – noch lange nicht genug“
Mit einem Festgottesdienst auf dem Marktplatz erinnerte und feierte die Kirchengemeinde das 1200jährige Stadtjubiläum. Dabei ging es wie einst sich der christliche Glaube hinter den Klostermauern abspielte und wie es im Jahr 2023 mit dem Glauben an Gott und seinen Segen aussieht.
Er fand es spannend, den Blick zurückzulenken auf jenen Augenblick der ersten Erwähnung vor ziemlich genau 1200 Jahren. Was war Gunzenhausen damals? Der Inhalt der berühmten Urkunde scheint ja einigermaßen dürr zu sein. Gunzinhusir, ein Kloster an der Altmühl im Sualafeld wird verschenkt. Er versuchte, diese wenigen Fakten mit etwas Leben zu füllen. Kloster – also lebten hier Mönche. Und sie lebten hier offensichtlich nach der Regel des Benedikt von Nursia, denn Kaiser Ludwig der Fromme hatte durchgesetzt, dass diese Regel in allen Klöstern seines großen Reiches gelten soll, von Nordspanien bis Schleswig-Holstein bis Rom. Und wenn man in diese Regel hineinschauen, an der ja bis heute viele Klostergemeinschaften ihr Leben orientieren, dann stoßen man auf einen ganz überraschenden Zusammenhang mit uns heute: In Gunzenhausen, so Pfarrer Bergmann, kommen Menschen zusammen, um miteinander nach Gott zu fragen. Sie haben eine Sehnsucht: Sie wollen so leben, wie es Gott gefällt. Und gehen davon aus: genauso finde man wahres und ewiges Leben. Und wenn hier die Menschen heute ansehe, die Gunzenhäuser im Jahr 2023 auf dem Bürgerfest, so steckt die Sehnsucht nach dem wahren, erfüllten Leben auch in diesen. Was wäre das, wenn Gunzenhausen einig, mitfühlend, voll Liebe den anderen Brüdern und Schwestern gegenüber, barmherzig und bescheiden dafür bekannt wäre? Die Stadt, wo sie barmherzig miteinander umgehen, mitfühlend, bescheiden, liebevoll? Eine Stadt, wo Kinder ohne Angst aufwachsen können und vom Leben Benachteiligte sich trotzdem wohlfühlen können. Und da ist ja auch schon eine Menge da: Wie in der Altmühlstadt und Umgebung Flüchtlinge aufgenommen wurden und letztes Jahr all die Menschen aus der Ukraine. Oder wie hier liebevoll Menschen mit Behinderung betreut werden, oder in den Pflegeheimen. Wahres, erfülltes, ewiges Leben. Uns den Segen Gottes immer wieder schenken lassen, zum Beispiel in jedem Gottesdienst. Immer wieder eintauchen in diese unermessliche Liebe Gottes, der uns annimmt als seine Kinder, obwohl das Böse noch so tief in uns drinsteckt, der sich selbst in diesem Jesus von Nazareth für uns opfert, damit wir seine Liebe nur ja glauben können. Der uns seine guten Worte immer wieder neu sagt. Und wir dürfen zusammenkommen, ihn miteinander anbeten und loben – es muss ja nicht siebenmal am Tag sein wie in den alten Klöstern. Der Seelsorger ist überzeugt: „Wenn wir so leben, in diesem Wechsel: Segen, Liebe empfangen und dann weitergeben, austeilen. Oder: Beten und arbeiten, wie es bei Benedikt heißt, so werden wir wahres, erfülltes, ewiges Leben finden“. Zu Ende stellte Bergmann nochmals die nachdenkenden Fragen: „Wollen wir so zu unseren Wurzeln zurückkehren? Wollen wir eine Stadt sein? Eine Stadt voller Segen? Das wäre wunderbar“.
© Text und Fotos: Horst Kuhn
Im Anspiel: „Gunzo““ Wolfgang Eckerlein, „Kaiser Ludwig der Fromme“, Hartmut Röhl, „Geschichtsschreiber“ Heidi Zanzinger, „Mönch“ Martin Zanzinger.