Neujahr 2025

von | Jan. 2, 2025

Auf ein Neues!

„Es geht auf keinen Fall so weiter, wenn es so weitergeht“, hat Erich Kästner einmal bemerkt. Schon immer haben Menschen sich Gedanken über ihre Zukunft gemacht. Und schon immer war die Zukunft verhüllt. Wir wissen nicht genau, was auf uns zukommt. Darum müssen wir uns mit Prognosen begnügen, die mehr oder weniger vage ausfallen. Natürlich lassen sich Trends ausmachen. Am Anfang des neuen Jahres 2025 sind sie vielfach problematisch. Die Gesellschaft und die Wirtschaft sind in keinem guten Zustand. Die internationalen Beziehungen sind vielfältig labil, unberechenbar und geben Anlass zur Sorge. Wie geht es weiter mit Krieg und Frieden, mit Klima und Umwelt, mit Recht und Unrecht, mit arm und reich, mit Hass und Hetze, mit den Lebensträumen der Jungen und mit den Hoffnungen der Alten? „Es geht auf keinen Fall so weiter, wenn es so weitergeht.“

Die Frage ist, wie es anders gehen kann. Und da tut es gut, an die Herkunft zu denken, wenn die Frage nach der Zukunft im Raum steht. Unser deutsches Wort „Zukunft“ beschreibt, dass zu dem bisherigen Leben etwas dazu kommt. Und das ist nicht etwas völlig anderes, was unsere Herkunft auslöscht, sondern steht im Bezug zu unserem Lebensweg. In unseren Zeiten mit weitreichender Entwurzelung des modernen Menschen ist es wichtig, sich daran zu erinnern. Denn glücklicherweise brauchen wir uns nicht selbst zu entwerfen und unsere Schritte aufsehenerregend zu inszenieren. Wir haben eine Herkunft. Wir haben einen Ursprung, eine Abstammung, einen Schöpfer. Und im Aufblick auf IHN haben wir auch eine Zukunft. Auch im Jahr 2025. Auch mit all den ungelösten Fragen und Problemen, die wir wie einen schweren Rucksack aus dem letzten Jahr mit hinübernehmen.

Im Nebel der Unsicherheit ist Licht lebenswichtig. Gottes Wort der Heiligen Schrift gibt uns Licht für unseren Weg. So ein Lichtstrahl ist die Jahreslosung für 2025. Der Apostel Paulus schreibt an die christliche Gemeinde in Thessalonich: „Prüft alles und behaltet das Gute.“ (1.Thessalonicher 5,21) Mit seiner Wortwahl im griechischen Text lässt Paulus erkennen, dass solche Prüfung weder aus Angst noch aus einer prinzipiellen Skepsis heraus geschehen soll, sondern dass das Prüfen dem Auffinden des Hilfreichen und Empfehlenswerten dienen soll. Ich halte das für einen ganz wertvollen Gedanken. Man muss einen Apfel nicht wegwerfen, wenn er eine faule Stelle hat. Und genauso muss man die Meinung des anderen nicht rundweg ablehnen, nur weil sie noch Schwachstellen aufweist. Wenn es uns ein Anliegen ist, dass unsere Gesellschaft nicht weiter auseinanderdriftet, dann sollten wir auch mit denen reden, deren Ansichten wir nicht teilen. Nicht, um uns anzubiedern; und nicht, um das Gute, was wir haben, aufzugeben; sondern um alles zu prüfen und das Gute zu behalten.

Wir sind Menschen mit einer Geschichte, und wir haben viel Gutes von Gott empfangen, das sich lohnt, in das neue Jahr mitzunehmen. Als Gemeinde Jesu Christi gehen wir zwar auf eine unbekannte, nicht aber auf eine ungewisse Zukunft zu. Im griechischen Wort für Zukunft (tò méllon) ist die Bedeutung von „vermögen, können, imstande sein“ enthalten. Bei uns mag sich oft ein Gefühl der Ohnmacht einstellen, wenn wir über die Zukunft nachdenken, weil wir sie nicht so gestalten können, wie wir wollen. Aber wenn wir das Vertrauen haben, dass der Herr Jesus Christus auch im neuen Jahr 2025 auf uns zukommt, dann verliert die Zukunft ihre furchteinflößende Macht und erscheint uns lohnend und hell.

Sinn ist der Weg zwischen Herkunft und Zukunft. Wo uns die Herkunft aus Gottes allmächtigen Schöpferhänden und unsere Zukunft an der Seite und in der Begegnung mit unserem Herrn Jesus Christus gewiss ist, da kann uns der Sinn des Lebens nicht verloren gehen. So ausgerüstet, lässt sich der Weg in das neue Jahr wagen. Denn der treue Gott ist dabei bei jedem Schritt. Laufen dürfen und sollen wir selbst. Aufmerksam und klug: „Prüft alles und behaltet das Gute.“  Der Apostel Paulus ist sich sicher, dass Gott uns dabei hilft und schützt, denn kurz nach der Jahreslosung für 2025 schreibt er: „Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für das Kommen unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist er, der euch ruft; er wird’s auch tun.“

Ich wünsche Ihnen ein gesundes und gesegnetes neues Jahr 2025 mit großer Zuversicht auf den, der uns Herkunft und Zukunft schenkt!

Manfred Schmitt, Pfarrer in Unterasbach-Frickenfelden und Oberasbach-Obenbrunn

 

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