Kirchweihfest 2024

von | Sep 16, 2024

Die Kirche ist ein Stück Himmel auf Erden.

Dieser Satz kam mir in den Sinn, als ich an das Kirchweihfest denken musste. Denn jede Kirchweih geht, wie der Name schon sagt auf die Weihe einer Kirche zurück, die Identität stiftet, ein Orts- oder Stadtbild bis heute prägt und meist ein herausragendes kulturelles Denkmal darstellt.
Die Kirche ist ein Stück Himmel auf Erden.
Widerspricht das nicht den Vorstellungen von Kirchweihfesten in unseren Zeiten. Da gibt es einen Festplatz, Fahrgeschäfte und Bierzelte. Da treffen die Kerwabuam und – madli zum Tanz und es wird in ausgelassener Stimmung gefeiert. Sicher auch das ist ein Stück Himmel auf Erden: Abschalten können von den Sorgen des Alltags, Gemeinschaft erleben und ein paar frohe Stunden genießen.
Warum braucht es dann noch unsere Kirchen? Werden sie nicht überflüssig angesichts leerer Gottesdienste? Irgendjemand hat die Kirchen einmal als „Tankstellen für die Seele“ bezeichnet. Das weist mir den Weg: Wenn ich in das Gästebuch unserer Kirche schaue, lese ich immer wieder Einträge, die ausdrücken, wie Besucher für einen Moment zur Ruhe kommen, den Kirchenraum auf sich wirken lassen und Kraft tanken – ein Stück Himmel auf Erden erleben.
Auch wenn wir auf die Epistel des Kirchweihfestes blicken, wird das bestätigt: seit der alten Kirche werden Kirchen als Abbild des Himmlischen Jerusalems verstanden. Denn dort in Offenbarung 21 wird eine himmlische Stadt beschrieben, die Gott am Ende der Zeit neu schaffen wird, in der es kein Leid, keinen Tod, keine Dunkelheit mehr geben wird. Christus kommt in diese Stadt wie ein Bräutigam zu seiner Braut, der Kirche. Auch wenn das Bild an sich heute fremd anmutet, der Grundgedanke der Verbindung von Gott und Gemeinde ist von Bedeutung. Die Kirche, Ort dieser Gemeinde, wird zum Abbild jenes himmlischen Jerusalems, ein Ort in dem dieses bereits vorweggenommen wird: ein Ort der Gegenwart Gottes, ein Ort des Trostes, ein Ort der Gemeinschaft – eben ein Stück Himmel auf Erden.

Das lässt sich auch am Kirchenbau festmachen. Um den Altar schart sich die gottesdienstliche Gemeinde und feiert Abendmahl, Ort der Gegenwart Christi. Viele Bildprogramme und Ausstattungen weisen immer wieder auf die himmlische Stadt und die gotischen Kirchen streben nach oben, als würden die in den Himmel führen wollen. Lohnt es sich dann nicht auch in unseren Kirchen ein Stück Himmel zu entdecken. Ich lade Sie dazu ein – und ich lade Sie zu unseren Kirchweihgottesdiensten in unsere Kirchen ein: vielleicht erleben Sie ja dann Ihr Stück Himmel auf Erden.

Thomas Schwab, Pfarrer in Aha

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