19.05.2022 Abschied Ingrid Mittemeyer

von | Mai 19, 2022

Ein Herz für Kinder und die Musik
Haus für Kinder farbenfroh Die langjährige Einrichtungsleiterin Ingrid Mittemeyer geht in den Ruhestand.
VON JUDITH HORN
GUNZENHAUSEN – Für Ingrid Mittemeyer ist es der schönste Beruf der Welt: Erzieherin. „Kinder sind unsere Zukunft, sie geben uns so viel zurück“, sagt die 64-Jährige, die viele Jahre das Haus für Kinder farbenfroh an der Theodor-Heuss-Straße geleitet hat. Nun geht sie in den Ruhestand.
Es müssen unzählige Kinder gewesen sein, die Mittemeyer in ihrer Karriere als Erzieherin betreut und auch geprägt hat. Sie war in Muhr am See, Alesheim und Gunzenhausen tätig, erzählt sie. Lange hat sie etwa den Kindergarten an der Bühringer Straße geleitet. „Das war ein ganz anderes Arbeiten als heute“, sagt Mittemeyer. Der Platz beengt, nur ein kleiner Garten, Verkehrslärm, so gut wie keine Parkplätze. „Die Atmosphäre hatte aber was.“ Als ein Umbau des Kindergartens nach vielen Planungen schließlich doch scheiterte, entschloss sich der Träger, der evangelische Kinderschulverein, einen Neubau zu wagen.
Mittemeyer schaute sich mit Kollegen und den Architekten andere Einrichtungen an, plante, überlegte, verwarf Ideen. „Es war sehr aufwändig, aber auch sehr lohnend“, sagt sie. „Wir haben uns von überall die Rosinen herausgepickt. Und die Architekten haben alles mitgemacht.“
Musik fürs Selbstvertrauen
Seit 2015 hat sie nun das neu gebaute Haus für Kinder farbenfroh geleitet, eine ebenerdige Einrichtung mit teiloffenem Konzept. Es gibt zwei Kindergartengruppen, eine Krippen- und eine Hortgruppe. Das Motto der Kindertagesstätte lautet: „Musik, Montessori und mehr…“ Besonders für die Musik war Mittemeyer zuständig. „Die habe ich ins Haus gebracht“, sagt sie. Als Kind sei sie selbst eher schüchtern gewesen, die Musik habe ihr Selbstvertrauen gegeben.
Im Haus für Kinder farbenfroh hat die 64-Jährige, die auch Chorleiterin und Organistin war, einen Kinderchor etabliert. Und auch verschiedene Instrumente kamen regelmäßig zum Einsatz. „Musik macht was mit den Kindern“, ist Mittemeyer überzeugt. Bekannt ist die Einrichtung auch für ihre Kunstprojekte, die eine Kollegin regelmäßig mit den Vorschulkindern macht. Es gibt einen großen naturnahen Garten mit einer natürlichen Quelle. „Im Sommer brauchen wir kein Planschbecken“, berichtet Mittemeyer.
Überhaupt ist der weiße niedrige Bau an der Theodor-Heuss-Straße sehr großzügig angelegt. Es gibt viel Platz für die vier Gruppen, die sich zum Teil frei im Haus bewegen dürfen. In einem Gang steht ein Klavier, eine Nische ist zum Kasperltheater umfunktioniert, die Kinder können im „Büro“ mit Tastatur und Schreibmaschine spielen.
Geht schweren Herzens
Beim Rundgang durchs Haus ist Mittemeyer anzumerken, dass sie nur schweren Herzens geht. „Ich wollte immer Kontakt zu den Kindern.“ Ihre Bürotür habe sie meist offen gelassen, die Kindern kamen und fragten: „Kommst du mal mit? Ich will dir was zeigen“ oder „Wir spielen Kasperltheater. Magst du zuschauen?“
Mittemeyers großes Ziel in all den Jahren war es stets, ein fröhliches Team zu haben. „Dann sind auch die Kinder glücklich. Und wenn die glücklich sind, sind es auch die Eltern.“ 16 Mitarbeiterinnen hat sie im Team. „Wenn einer da ist, will er nicht mehr gehen“, beschreibt sie die gute Atmosphäre. Auch für den Trägerverein, die Eltern und den Elternbeirat findet Mittemeyer nur lobende Worte: „Es ist ein sehr angenehmes Miteinander.“
Die Eltern merkten, dass das Wohl der Kinder bei Mittemeyer immer an erster Stelle stand. Einen fälligen Elternbrief ließ sie auch mal liegen, wenn ein Kind getröstet, eine besorgte Mutter beruhigt oder eine geknickte Mitarbeiterin aufgebaut werden musste.
Natürlich ist auch im Haus für Kinder farbenfroh oder allgemein im Erzieherberuf nicht alles leicht, berichtet Mittemeyer. Corona sei eine anstrengende Zeit gewesen, für Kinder und Mitarbeiter. „Wir hatten zwar einige Fälle, mussten aber zum Glück nie schließen.“ Nun hofft sie, dass keine weiteren Einschränkungen kommen. Denn wieder ohne die Maske arbeiten und mit den Kindern musizieren zu können, sei eine große Erleichterung. Allgemein fehle die Anerkennung für den Erzieherberuf. Auch mancher Praktikant denke: „Das ist ja nur ein bisschen spielen mit den Kindern.“ „Das kriegt man nicht raus aus den Köpfen“, sagt sie. Dabei gehe es in dem Beruf um so viel mehr. „Wir machen hier auch etwas für die Gesellschaft“, betont sie.
Bürokratie hat zugenommen
Auch die Bürokratie habe in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen. Zum Beispiel der Betreuungsvertrag, den Eltern mit der Einrichtung schließen. In Mittemeyers Anfangsjahren seien das wenige Blätter gewesen, erinnert sie sich. Jetzt gebe es jedes Jahr ein überarbeitetes Vertragsmuster, derzeit umfasse es 36 Seiten.
Nun im Ruhestand stehen aber erst einmal andere Dinge an. Die 64-Jährige hat sich einen Hund angeschafft, einen schwarzen Labrador, mit dem sie viel laufen will. „Ich möchte auch wieder mehr Klavier spielen und lesen, aufräumen, den Keller streichen, …“, zählt sie auf.
Sie sei auch schon angefragt worden für einen Kirchen- und einen Kinderchor. Und dann sind da ja noch die beiden Enkel, ein und drei Jahre alt.
Ihr Herzensprojekt, den Kindergarten, weiß sie in guten Händen. Larissa Weißland, die zuvor in Muhr am See als Erzieherin gearbeitet hat, übernimmt die Leitung des Hauses.
Als sie ein kleines Mädchen war, erinnert sich Mittemeyer, wollte sie Tierärztin werden. Dann schlug eine Tante den Eltern der kleinen Ingrid vor, sie doch Erzieherin werden zu lassen. Und so kam es.
Für Mittemeyer war es die perfekte Wahl. Wer nach so vielen Jahren im Beruf aus voller Überzeugung sagen kann: „Ich würde es genau so wieder machen“, hat alles richtig gemacht.

Im naturnahen Garten der Einrichtung lässt es sich wunderbar spielen und toben. Für ein Foto mit „ihrer“ Ingrid haben die Kinder aber gern eine Pause eingelegt. (Foto: Judith Horn)

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